Vitesse Mayence – 1. FC Nackenheim II

Das heutige Punktspiel gegen die erste Mannschaft von Vitesse Mayence auf dem Kunstrasen in Mainz-Bretzenheim verlief völlig entgegen unserer Zielvorstellung: Ein Gegner mit deutlich weniger Potential hat uns verdient mit 2:0 geschlagen und wir verloren zwei Spieler durch disziplinarische Eingriffe des Schiedsrichters. Wir haben uns die Niederlage selbst zuzuschreiben, das Fehlverhalten der Spieler bleibt unentschuldbar und dennoch bleibt ein kleiner Nachgeschmack, da der Schiedsrichter heute konsequent und über fast die gesamte Spielzeit den Gegner in strittigen Situationen „unterstützte“ und uns im Gegenzug sanktionierte. Doch dies war nicht der Grund für die Niederlage, sondern nur ein offensichtliches und überflüssiges Ärgernis. Doch der Reihe nach:

Wir gingen mit einer neuen taktischen Ausrichtung ins Spiel; einem Mittelfeldblock aus sechs Spielern, drei davon eher defensiv ausgerichtet und drei davon eher offensiv. Diese Spielweise erfordert hohe Teilnahme des Einzelnen und viel Laufarbeit. Gelingt dies, so kann sich dieses taktische Konzept sehr positiv auswirken und der Gegner kommt kaum zur Spielereröffnung. Heute misslang dies und der Gegner hatte von Anfang an im Mittelfeld ein optisches Übergewicht. Unsere Teilnahme war zu gering, wir waren zu weit weg von unseren Gegenspielern und das Einsatzniveau, insbesondere im Bezug auf Defensivarbeit im Mittelfeld, war unzureichend. Der Spielmacher der Mainzer nutzte dies konsequent aus und erarbeitete sich und seinen Mannschaftskameraden immer wieder Chancen aus dem Zentrum heraus. Dort, wo unser Konzept den Gegner treffen sollte, da traf der Gegner durch unseren zu geringen Einsatz schlussendlich uns.

Dennoch erarbeiteten wir uns auch Chancen. Leider ergaben sich die Situationen eher zufällig, aber dennoch wäre hier und da eine Möglichkeit gewesen. Nach etwa zwanzig Minuten verloren wir dann nahe der Außenlinie des Feldes in der eigenen Hälfte den Ball, da wir nicht das Abspiel suchten, sondern dribbeln wollten. Aus dieser Situation löste sich ein Mainzer Spieler, drang von links in den Nackenheimer Strafraum und erzielte, fast ohne Gegenwehr, aus kurzer Distanz das 1:0 für Vitesse. Weder einer unserer Abwehrspieler, noch ein defensiver Mittelfeldmann war in der Nähe des Schützen und auch unser seit Wochen glänzender Torwart Grub hätte hier wohl besser den Weg auf den Angreifer zu suchen sollen. Die Führung war zu diesem Zeitpunkt noch etwas schmeichelhaft, doch muss man sagen, hatten die Mainzer in der Folgezeit, so etwa bis zur dreißigsten Minute, ein deutliches Übergewicht. In dieser Phase verloren wir in der Defensivarbeit fast völlig den Faden und Vitesse hatte einige gute Chancen. Immer wieder war es der Spielmacher der Mainzer, der sich gekonnt in Szene setzte. Wir konnten nur mit kleinen Fouls reagieren und dennoch bekamen wir das Spiel nicht in den Griff. In dieser Phase zogen wir uns mehr und mehr den Ärger des Schiedsrichters zu. Mit Erfahrung und Cleverness hatte der Spielmacher der Mainzer nun erkannt, dass jede Kleinigkeit von unserer Seite für ihn gepfiffen wurde. Wurde er Anfangs noch tatsächlich gefoult, so genügte später der einfachste und leichteste Körperkontakt, der Spieler fiel und der Schiedsrichter pfiff. Auch mit etwas Abstand sage ich, dass dies so nicht fair war und dass insgesamt konsequent gegen uns gepfiffen wurde. Daneben ist es aber korrekt wenn man sagt, dass wir uns davon spielerisch nicht aus dem Konzept bringen lassen dürfen und dass wir uns deshalb keine weiteren Karten einfangen dürfen. Der Schiedsrichter hat nur darauf gewartet und unsere Einladungen schlussendlich angenommen. Die erste Karte wegen geäußertem Unmut erhielt unser Torwart noch in der Drangphase zwischen der zwanzigsten und dreißigsten Spielminute. Kurz darauf erhielt Spielertrainer Vieten eine gelbe Karte wegen eines Foulspiels etwa zwanzig Meter vor dem Tor. Ein klares Foul, was nötig wurde, da der Spielmacher der Mainzer sonst wohl auf dem Weg zu unserem Tor gewesen wäre. Der Freistoss verpuffte ohne Effekt und nach dieser Phase kamen wir endlich etwas besser ins Spiel.

Doch auch jetzt nutzten wir nicht unsere spielerischen Fähigkeiten und die Chancen die wir nun erspielten ergaben sich aus langen Flanken oder aus zufälligen Kombinationen. Dennoch hätten wir vor der Halbzeit zumindest einen Treffer erzielen müssen: Sowohl Andreas Bettinger, als auch Daniel Afonso ging alleine auf den Torwart zu – doch beide Chancen konnten nicht genutzt werden. In einer dieser Situationen hätte es für uns Elfmeter geben müssen, doch der Schiedsrichter blieb auch hier seiner etwa fünfzehn Minuten zuvor eingeschlagenen Linie treu und verweigerte den Strafstoß. Auch zwei weitere Chancen, darunter ein Drehschuss, hätten zum Ausgleich führen können, ja in der Summe führen müssen. Dennoch ging es mit 1:0 für Vitesse Mayence in die Pause.

In der Halbzeit veränderten wir unser Spielsystem zurück zu unserem gewohnten Prinzip und schon wurden wir im Mittelfeld etwas stabiler. Friedrich musste leider, aufgrund latenter starker Schmerzen im Fuß, das Feld verlassen und Spannpinato nahm die Position in der Spitze neben Petrak ein. Der Spielmacher der Mainzer befand sich von nun an in Manndeckung und er fiel, im wahrsten Sinn des Wortes, fortan fast nur noch mit dem in der ersten Halbzeit „eingeübten“ Konzept auf, auf einfachste Weise Freistöße zu erarbeiten. Man kann es ihm nicht verdenken – er hat erkannt „wie der Hase läuft“ und er hat dies immer wieder für sich und seine Zwecke genutzt.

Über weite Strecken der zweiten Halbzeit waren wir die etwas bessere Mannschaft, ohne jedoch auch nur im Ansatz unser Potential auszuschöpfen. Vitesse hat in dieser Zeit mit einfachen Mitteln dagegen gehalten und das 1:0 verteidigt. Bis zum generischen Strafraum waren wir nun erkennbar besser, hatten auch immer wieder Chancen den Ausgleich zu erzielen, doch schlossen wir nie zwingend ab. Man hatte immer das Gefühl, wir wollten das Tor nicht um jeden Preis erzielen.

Die Benachteiligungen setzten sich auch in dieser Phase fort und alle strittigen Situationen wurden gegen uns ausgelegt – seien es Einwürfe oder Eckbälle, oder seien es Zweikämpfe. Vitesse kam durch solche Entscheidung auch zu einem Freistoß in bester Position, obwohl erneut kein Foulspiel vorgelegen hatte. Zum Überfluss wurde unsere Freistossmauer dann noch rund zwölf Meter vom Ball wegbeordert. Zum Glück vergab der Schütze. Eigentlich muss man diese Situationen als Spieler und Trainer des Gegners zur Kenntnis nehmen und sich still verhalten. Doch heute kam zu dieser permanenten Benachteiligung auch noch eine überflüssige arrogante und ignorante Art und Weise hinzu, die es extrem schwer machte sich zu beherrschen. Selbstdarstellung der übelsten Sorte. Dafür kann auch unser Gegner nichts – die Heimmannschaft hat sich ruhig verhalten und fair Fußball gespielt – aus meiner Sicht war von Seiten der Spieler und Betreuer von Vitesse Mayence alles in bester Ordnung. In dieser Situation wollte mir der Spielleiter erläutern, dass nur er zu entscheiden habe, wie weit eine Mauer vom Ball weg muss, auf meine Antwort, dass das Regelbuch dies eindeutig regelt, erhielt ich eine letzte mündliche Verwarnung. Schon dies war von mir überflüssig.

So verlief nahezu die gesamte zweite Halbzeit und wir kamen nicht zu der einen für einen Punktgewinn ausreichenden Situation. Im Gegenteil: In der achtzigsten Spielminute wurde ein Mainzer Spieler frei gespielt und knapp innerhalb der Grenzen des Strafraums von unserem Libero clever geblockt. Man kann dies, mit extrem viel Wohlwollen, als Foul und damit als Strafstoss auslegen, das muss man zugeben. In manchen Spielen gibt es aber fünf oder zehn solcher Situationen am oder im Strafraum und keine führt zu einem Strafstoß. Die Entscheidung passte ausgezeichnet in das bisherige Muster des Schiedsrichters und wenn künftig jede Situation in jedem Spiel so ausgelegt wird, dann macht das Fußballspiel keinen Sinn mehr. Was aus meiner Sicht den Rahmen dann völlig sprengte, war die Ampelkarte für Libero Bayrak, die ebenfalls aus dieser Situation resultierte. Nach seiner „Kartenaktion“ sprach ich den Schiedsrichter dann überflüssigerweise an und erhielt die rote Karte – ein unentschuldbarer Fehler. Ich empfand hier meine Mannschaft und mich auf das übelste benachteiligt und war nicht in der Lage in dieser Situation ruhig zu bleiben. Ein ganz klarer Fehler von mir. Dennoch hätte es, nach meinem Foul in der ersten Halbzeit, sicher auch eine zweite gelbe Karte getan. Aber was sollte man nach dem gesehenen erwarten? Die Reaktion war folgerichtig und ich hätte mir der Konsequenz bewusst sein müssen.

Vitesse verwandelte den Strafstoß souverän und ging damit in der 81. Spielminute mit 2:0 in Führung. Ein ganz normaler Vorgang und den Spielern und Verantwortlichen kann man die Freude über die Gesamtsituation nicht übel nehmen. Nach den zwei Feldverweisen kamen wir weiterhin zu einigen Möglichkeiten, ein Fakt den ich für erstaunlich halte. Dies zeigt, auch wenn wir heute schlecht gespielt haben, dass die Mannschaft intakt ist und eine „Trotzreaktion“ angestrebt wurde. Ab der 83. Minute spielte dann Steffen Jans für den ausgepumpten Glaser, der in der zweiten Halbzeit die Spielräume des gegnerischen Spielmachers stark eingeschränkt hatte. Das Spiel endete 2:0 für Vitesse Mayence. Von unverdient möchte ich nicht sprechen. Der Gegner hat aus der sich bietenden Gesamtsituation das Beste gemacht und sich clever verhalten, während wir uns selbst zu Opfern der erkennbaren Methode gemacht haben. Das darf nicht wieder vorkommen. Rein sportlich und ganz nüchtern betrachtet muss man resümieren, dass wir heute drei Punkte weggeworfen haben. Mit einer soliden Leistung muss man gegen diese Mannschaft von Vitesse gewinnen. Das kann dann auch ein Schiedsrichter nicht verhindern.

Am nächsten Wochenende geht es gegen SV Klein-Winternheim II. Da sind wir jetzt absolut in der Pflicht ein ordentliches Spiel zu machen und die Punkte in Nackenheim zu behalten. Unter der Woche spielen wir davor noch im Bezirkspokal gegen den FSV Nieder-Olm I. Einige Spieler die heute gefehlt haben, werden in der nächsten Woche wieder zur Verfügung stehen.

Aufstellung: Grub, Afonso, Leber, Fassnacht, Bayrak, Vieten, Glaser, Bettinger, Afonso, Friedrich, Petrak

Auswechslungen: 45’ Spannpinato für Friedrich
83’ Jans für Glaser

Tore: Fehlanzeige

Platzverweise: 80’ Bayrak (gelb-rot)
80’ Vieten (rot)