Abstiegsspiele

„Besser hätte es Hitchcock nicht drehen können…“, so beschrieb Günter Loos, Trainer des 1. FC Nackenheim, den Abstiegskampf in der Fußball-Bezirksklasse Nord. Nachdem die SpVgg. Essenheim, der TuS Jugenheim und der 1. FC Nackenheim punktgleich auf den Rängen 13 bis 15 gelegen hatten, musste eine Dreierrunde entscheiden, welche beiden Teams der TSG Schwabsburg in die Kreisliga folgen müssen. In den Amateurklassen zählt das Torverhältnis nicht.
Zu Beginn siegten die Essenheimer mit 3:0 in Jugenheim, anschließend triumphierten die Nackenheimer mit 2:1 bei der Spielvereinigung. Ein Unentschieden gegen Jugenheim würde dem FCN somit zum Klassenerhalt reichen. Ein Doppelschlag kurz vor der Halbzeitpause sorgte für Erleichterung unter den knapp 300 Zuschauern auf dem Nackenheimer Kunstrasenplatz: Zunächst traf Felix Hammer mit einem durchaus haltbaren Weitschuss zur 1:0-Führung (38. Minute), kurz darauf verwandelte Ilhami Bayrack einen Foulelfmeter zum 2:0 (41.). Als jedoch Falko Bajorat den 1:2-Anschlusstreffer markierte (63.), hätte die Partie freilich noch kippen können. Doch mit einem herrlichen Freistoß zum 3:1 (88.) beseitigte Jens Friederich alle Zweifel – der 1. FC Nackenheim bleibt in der Bezirksklasse! Dabei wurde Friederich erst in der 75. Minute eingewechselt. „Es ist ein richtig tolles Gefühl, von der Bank zu kommen und dann das entscheidende Tor zu erzielen“, erklärte der Stürmer. „Da ich leicht angeschlagen bin, war es in Ordnung, dass ich nicht von Anfang an gespielt habe“, betonte der 20-Jährige, der sich zugleich bei seinem Kollegen Helmut Schley bedankte. „Eigentlich wollte Helmut den Freistoß ausführen. Aber zum Glück hatte er mich dann doch schießen lassen.“ Als sich die Spieler vor Freude in die Arme fielen, hatte Keeper Jörg Geiberger bereits sein eigenes Nichtabstiegs-T-Shirt übergestreift: „Ein Jockl steigt nicht ab“, prangerte in großen Lettern auf der Brust des Routiniers, der seine Karriere im vergangenen Jahr eigentlich schon beendet hatte.
Bei Günter Loos überwog nach dem Schlusspfiff die Erleichterung. „Wir mussten in dieser Spielzeit viele Nackenschläge hinnehmen. Zahlreiche Partien haben wir erst in den Schlussminuten verloren. Hinzu kam die ewig lange Verletztenliste“, verdeutlichte der Coach und hob seinen Masseur hervor. „Seine Frau feiert heute Geburtstag, dennoch hat er sich den ganzen Vormittag für uns Zeit genommen.“ Für die kommende Saison plant der Trainer, zumindest „einen Platz höher als in diesem Jahr zu stehen. Wir haben eine richtig junge Mannschaft, der aber noch die letzte Cleverness fehlt. Doch das, was in den letzten Tagen abgelaufen ist, wünsche ich nicht mal meinem ärgsten Trainerfeind. Wir sind platt, ausgepowert und leer“, sprach Loos über hohe Nervenbelastung.
An der Seitenlinie des Nackenheimer Sportplatzes stand indes eine Dame. Die 19-jährige Ines Appelmann (TSV Gau-Odernheim) ist passionierte Schiedsrichterin – sowohl Frauen als auch Männer tanzen nach ihrer Pfeife. „Bei den Damen werde ich bis zur zweiten Bundesliga, bei den Herren bis zur Bezirksliga eingesetzt. Als Linienrichterin bin ich sogar bis zur Herren-Verbandsliga aktiv“, erklärte die Abiturientin, die seit zwei Jahren als Unparteiische tätig ist. „Es macht mir unheimlich große Freude zu wissen, eine Partie fair geleitet zu haben – auch wenn es einige anders sehen. Aber schließlich ist es ganz normal, dass man ein Spiel immer mit der eigenen Vereinsbrille betrachtet.“ Jedes Wochenende, manchmal auch wochentags, sei Appelmann unterwegs. Passend zu ihrer Leidenschaft möchte sie nun Sport auf Lehramt studieren. „Natürlich kommt es auch darauf an, welche Mannschaften man pfeift. Da gibt es große Unterschiede. Aber das Pfeifen ist eben mein Hobby und ich mache es unheimlich gerne.“